Anfang hatten wir darüber berichtet, dass TVK-Mitglied Simon Gorholt im Rahmen eines internationalen Freiwilligendienstes nach Kenia reisen und in den Schulen Kindern den Handballsport näherbringen wird. Für ein Jahr wird Simon in einer Gastfamilie leben und in Schulen in den Townships arbeiten. Der erste Monat ist vorbei, und Simon hat bereits erste Einblicke in seine neue Welt bekommen und sehr beeindruckende Erfahrungen machen können, die er gerne mit der TVK-Familie teilen möchte.

„Am 30. September hat mein Freiwilligendienst mit dem Flug nach Nairobi, Kenia angefangen. Dieser war schon anders als erwartet, da ich alleine geflogen bin. Dies war aufgrund dessen, dass bei dem Mitfreiwilligen ein paar Unklarheiten aufgetreten waren. Somit war ich verständlicherweise ziemlich aufgeregt. Diese Aufregung war allerdings mit dem Zeitpunkt verflogen, als ich in Nairobi am Flughafen Carol und George, welche mich empfangen haben, kennenglernt habe. Carol stellt die Leitung der Organisation PlayHandball in Kenia (www.play-handball.org), welche mit meiner Entsendeorganisation aus Deutschland zusammenarbeitet.

Vom Donnerstag bis Sonntag den 03.10 habe ich dann in einem Hotel in Nairobi geschlafen. Diese Zeit sollte als Eingewöhnung dienen. Somit hatte ich die Möglichkeit Nairobi besser kennenzulernen und habe in dieser Zeit bereits die ersten Erfahrungen mit dem kenianischen Essen gemacht, welche nur positiv ausfielen. In Nairobi ist mir vor allem der Unterschied zur deutschen Gesellschaft aufgefallen, bezogen auf das Einkommen. Die in Deutschland so starke Mittelschicht fällt in Kenia deutlich kleiner aus und der Spalt zwischen der Oberschicht und Unterschicht ist unvorstellbar groß. Dies wird deutlich je nachdem wo man in Nairobi ist. Somit hatte ich dann auch die erste ziemlich krasse Erfahrung, als wir nach Mathare einem der vier großen Slums von Nairobi gefahren sind.

Am Montag dem 04.10 wurde ich dann nach Juja gebracht. Die Stadt liegt in der Nähe von Nairobi und ist Teil ihrer Metropolregion. Dort hat auch die Organisation „PendoAmani“, die mit PlayHandball zusammenarbeitet ihren Standort. „PendoAmani“ ist eine gemeinnützige Organisation, welche sich als Ziel gesetzt hat junge Menschen mit den Fähigkeiten, dem Wissen und den Möglichkeiten auszustatten, die sie benötigen, um sich selbst und einander zu unterstützen. Dazu wurde ein Zentrum in Juja eröffnet, dieses soll als sichere Umgebung dienen, in der die jungen Menschen lernen und ihre Talente fördern können. Neben Sport gibt es nämlich noch andere Angebote wie beispielsweise Musik und Tanz. Mit dieser Organisation und der Community vor Ort werde ich für den Zeitraum meines Freiwillengendienstes zusammenarbeiten und an den Schulen in der Umgebung die Jugendlichen in Handball trainieren. Zu diesem Zeitpunkt waren allerdings noch Ferien und somit konnte das Projekt noch nicht starten. In den Ferien und am Samstag während der Schulzeit wird ebenfalls eine Fußballliga ausgetragen, welche auch zu diesem Zeitpunkt stattfand. In dieser Woche wurde zudem noch für die Community eine Veranstaltung bezüglich des Themas “Womens against rape” angeboten. Außerdem habe ich in dieser Woche auch meine Gastfamilie kennengelernt, mit der ich mich von Anfang an gut verstanden habe. Am Wochenende hatte ich dann die Möglichkeit durch ein Gespräch mit der Projektleitung revue passieren zu lassen und mögliche Probleme zu besprechen. Dabei ist mir vor allem aufgefallen, dass ich am Anfang ein wenig überfordert war, wenn 30 bis 40 Kinder um einen herumstehen und ununterbrochen Fragen in einer Sprache stellen die ich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht gut verstehe. Hierbei, wie auch wenn ich unterwegs war, wurde und werde ich ständig mit “Mzungu”, was so viel wie weißer Mann bedeutet, gerufen. Dies habe ich aber keineswegs als beleidigend aufgefasst, sondern vielmehr als Versuch aufmerksam zu bekommen von meiner Seite. Dies legt sich auch mit der Zeit, zumindest in der Community, sobald dein Name bekannt ist.

Was mir hingegen viel schneller sehr deutlich auffiel war, dass obwohl sehr viele Menschen nicht viel haben, dass was sie haben sehr großzügig teilen und mit dem was sie haben zufrieden sind und sich nicht ständig beschweren, wie bspw. andere Gesellschaftsgruppen. Andererseits möchte ich auch nochmal anmerken, dass dies nicht bedeutet, dass es den meisten Menschen hier einwandfrei gut geht, denn die Coronakrise hat auch hier schwere Spuren hinterlassen und so haben unglaublich viele Menschen ihren Job verloren und stehen somit aktuell ohne ein regelmäßiges Einkommen dar, welches zumeist selbst vor Corona oftmals nicht ausgereicht hat.

Am 11.10 wurde dann eine von den Mitfreiwilligen, welche mir ebenfalls bei dem Training in den Schulen helfen, und mir geplante Handballsession für die Community angeboten. Hierbei war der Zweck für die Jugendlichen einen ersten bzw. erneuten Einblick in den Sport zu gewähren. Dabei wurde mir erneut aufgezeigt mit wie viel Motivation und Freude alle bei der Sache waren. Was ich nicht erwartet hatte war, dass bereits einige ziemlich vorgeschrittene Skills hatten und ebenfalls überdurchschnittliches Talent.

Am Donnerstag den 15.10 habe ich dann unvorteilhafter Weise eine ziemlich starke Lebensmittelvergiftung bekommen, welche mich dann über eine Woche bis zum 24.10 aus dem Projekt gerissen hatte. Ab dem 25. bis zum 29.10 haben wir dann gemeinsam die bereits angefragten Schulen besucht und neben einer ersten Vorstellung von dem Projekt und unserer Arbeit erzählt und wie auch vor allem die Jugendlichen davon profitieren können. Einige hatten bereits Erfahrungen mit den Vorfreiwilligen, anderen konnten wir tatsächlich nochmal den Sport von Grund auf vorstellen.

Im Endeffekt haben wir aktuell fünf Schulen in denen wir das Training durchführen können. Angefragt wurden weitaus mehr, allerdings ist zum einen diese Anzahl genug, da wir so einmal pro Woche in jeder Schule trainieren können, andererseits wollten uns manche Schulen auch nur 45 Minuten zur Verfügung stellen, was für ein effektives Training viel zu wenig ist. In den verbleibenden Schulen können wir jetzt zwischen 90 und 120 Minuten trainieren. Am Montag den 01.11 kann es dann auch nun endlich losgehen mit dem Training. Ich freue mich jetzt überaus, dass das Projekt endlich an den Start gehen kann…“

Alle Infos zu den Projekten von PLAY HANDBALL, zum Kenia-Projekt und natürlich auch zu Wegen und Möglichkeiten der Unterstützung, sind zu finden unter  www.jugend-im-ausland.de bzw. www.play-handball.org/de/home-de